WARUM 365 TAGE BESSER SIND

Die beste Mama der Welt – ob in geschriebener oder gesprochener Form, diese Floskel wird heute um den Erdball wandern. Doch brauchen wir als Anlass den heutigen Muttertag überhaupt?

1. GLEICHBERECHTIGUNG//

Elternsein ist ein verdammt harter Job, der monetär nicht entlohnt wird. Wenn sich dann ein Elternteil dafür entscheidet, zugunsten der Kinder teilweise oder komplett daheim zu bleiben, verdient das höchste Anerkennung. Diese scheint durch den Muttertag zumindest einmal im Jahr gegeben zu sein. Frühstück ans Bett, bunte Basteleien und prächtige Blumen – wenn wir das Klischee bedienen. So weit, so gut. Und die männliche Fraktion?


Ob Vater oder nicht, 
der Bollerwagen ist Pflicht. 

Kommt das tatsächlich einer Anerkennung nahe oder greifen hier jährlich ganze Famlien in die Rollenschublade? Liebe Leute, wenn schon der christliche Himmelfahrtstag zum Ehrentag der Väter ernannt wird, dann richtig. Mit Blumen ans Bett und Pralinen für Papa. Mama geht dann mit der Muddi-Gang auf ein prolliges Besäufnis. Klingt komisch, ist auch so.
Aber es gibt ja noch zwei weitere Anti-Gründe für den Muttertag.

2. KONKURRENZKAMPF & ERWARTUNGSDRUCK//

Als Eltern gilt es die eigenen Kinder vor Ungutem zu schützen, wenn es nicht gerade dem Lerneffekt dienen soll. Warum also nicht ein wenig mehr vorausschauen? Es beginnt bei den Basteleien im Kindergarten und mit steigendem Taschengeld erhöht sich der Wert gekaufter Geschenke. Wer hat seine Mama mehr lieb? Geschwister werden zu Rivalen, Schulfreunde zu Feinden im Konkurrenzkampf um die perfekte Anerkennung. Wollen wir das unseren Kindern wirklich zumuten? Unabhängig davon, dass die Beschenkte dabei völlig aus dem Fokus gerät. Es gilt nur noch den anderen zu übertreffen.

Ist das dann erreicht, setzt Stufe Zwei ein: der Erwartungsdruck.
Hat Mama mich noch lieb, auch wenn ihr das Geschenk meiner Schwester mehr gefällt? Sieht sie die Mühe, die ich mir über Tage hinweg gemacht habe? Und habe ich mein Taschengeld zurecht geopfert? Erst wenn das selige Lächeln der Mutter erscheint, scheint die Prüfung bestanden. Der Muttertag als Challenge? Das geht völlig am Gedanken vorbei.

3. KOMMERZ, KOMMERZ, KOMMERZ//

Das hart ersparte Taschengeld wird zum nächstbesten Pralinendealer gebracht und Papa steuert die Blumen bei – alljährliche Realität. Wäre das Geld nicht besser investiert, als in Objekte, die nun wirklich jedes Klischee bedienen und allerhöchstens eine Geste aufzeigen? Beim Gedanken daran, dass mein Sohn meint, mir zuliebe sein Sparschwein schlachten zu müssen, blutet mir das Herz.

Every fucking day is parents‘ day

Jeder Tag ist Muttertag, jeder Tag ist Vatertag – nur weil der Verband deutscher Blumenhändler einen Tag ins Leben ruft, müssen wir ihn nicht feiern. Anstatt unsere Kinder darauf zu trainieren, dass an einem Tag des Jahres „Buße“ getan werden kann und diese Anerkennung bis zum nächsten Mal genügt, könnten wir zeigen, dass jeder Tag zählt. Oder spielen wir etwa nur am Weltkindertag mit unserem Nachwuchs? Wir sind jeden Tag des Jahres Vater und Mutter, da geht es um fundamentale Erziehung. Um eine Sensibilisierung gegenüber dem Konstrukt Familie.
Apropos Familie: Wie jede diesen Tag nun für sich feiert, bleibt ihr überlassen. Gesagt sei lediglich, dass gemeinsame Aktivitäten weitaus wertvoller sein können als eine Schachtel Pralinen.

Die Bluse meiner Mama gibt es übrigens in diesem Post im ganzen Look.